Unter dem Radar

Ein Flughafen gilt als urbanes Prestigeobjekt: Wer über einen eigenen Airport mit Urlaubsfliegern verfügt, darf sich im Volksmund Großstädter nennen. Folglich bemühte sich die Landes- und Kommunalpolitik in Sachsen und Sachsen-Anhalt nach der Wende intensiv um das Vorzeige-Projekt: Der ehemalige DDR-Flughafen sollte zu einem modernen Airport werden und die Menschen aus Mitteldeutschland sollten von hier aus die ganze Welt bereisen. Der Plan ging jedoch nicht auf, die Passagierzahlen erreichten nie die anvisierten viereinhalb Millionen. Damit der Flughafen LEJ deswegen nicht dauerhaft rote Zahlen schrieb, wurde das Geschäftsfeld um den Frachtflugverkehr erweitert und neben zivilen Gütern rückten auch militärische Transporte und Abschiebungen in das Interessensgebiet der Mitteldeutschen Flughafen AG.

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Der große Traum vom Passa­gier­flug­hafen LEJ

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1927
Gründung des Flughafen

Der Flughafen Leipzig/Halle nimmt im sächsischen Schkeuditz den Betrieb auf.

1939
Militärischer Flughafen

Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs stellt der Flughafen den zivilen Luftverkehr ein.

16. April 1944
Zerstörung

Weite Teile der Flughafengebäude werden zerstört.

1947
Luftfahrt made in Schkeuditz

Nach dem Krieg entsteht ein Volkseigener Betrieb (VEB) zum Bau von Luftfahrtmaschinen. 1957 wird dafür die Nordbahn gebaut. Im selben Jahr stellt die DDR den Flugzeugbau ein.

1963
Messeflughafen Leipzig

Der Flughafen wird zweimal jährlich zu Messezeiten zivil beflogen. 1972 wird er erstmals seit Kriegsausbruch wieder ganzjährig Flüge anbieten.

1990
Willkommen im Westen

Der Flughafen wird durch die Treuhandanstalt privatisiert, ein Jahr später entsteht eine GmbH.

2003
Das neue Zentralterminal

Das neue Zentralterminal mit angeschlossenem Bahnhof soll jährlich 4,5 Mio. Fluggäste begrüßen. Bis heute wurde diese Zahl nicht erreicht. Die ersten Proteste und Bürgerinitiativen entstehen.

2007
Starten und Landen im Süden

Die neue Start- und Landebahn im Süden sorgt für Lärm, auch auf den Straßen. Die nachträglichen Lärmschutzmaßnahmen federn das Plus an Flugbewegungen kaum ab.

2010
DHL eröffnet

Nach dem Ende des DHL-Drehkreuzes in Brüssel genießt der staatsnahe Logistikkonzern uneingeschränkte Flugmöglichkeiten am Tag und in der Nacht. 

2020
Corona

Während die Passagierflüge um 80 Prozent einbrechen, wächst DHL, weil immer mehr Menschen online bestellen. Die Ausbaupläne drohen zur Lärm- und Umweltkatastrophe zu werden.

Quellen: Wikipedia & offizielle Flughafen-Seite. Bildquellen: (1) Von Photographisches Institut der ETH Zürich – http://www.e-pics.ethz.ch/index/ethbib.bildarchiv/ETHBIB.Bildarchiv_PI_29-B-0099_33438.html, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47541004 (2) Von Bundesarchiv, Bild 183-G0302-0001-043 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5363197 (3) Von Bundesarchiv, Bild 183-1988-0905-020 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5346806

Bereits seit über 90 Jahren existiert ein Flughafen vor den Toren Leipzigs. Über die Landesgrenzen hinaus dürfte er vor allem als Kulisse für einen Hollywood-Kinofilm mit dem Superhelden-Team der Avengers bekannt sein. Als Passagierflughafen bleibt er seit Jahren hinter den Erwartungen zurück. Als Landeseigentum wird er gestützt und bei den nicht seltenen Verlusten durch Steuergelder gestützt.

1927 startete das erste Flugzeug, seitdem überlebte der Airport vier Staatssysteme. 1972 flogen in der DDR erstmals wieder ganzjährig Passagiere, Mitte der 80er wurden rund 550.000 Fluggäste im Jahr abgefertigt. Nach der Wende entstand eine GmbH, 1996 kam ein neues Terminal hinzu. Seit dem Ausbau 2003 können theoretisch 4,5 Mio. Passagiere im Jahr bedient werden – diese Zahl wird jedoch selbst in Spitzenzeiten nie erreicht.

2007 wurde dennoch eine zweite Landebahn gebaut, die insbesondere von DHL genutzt werden soll. Offiziell förderte der Freistaat diese mit 70 Mio. Euro Steuergeldern, 2012 wurde die staatliche Beihilfe durch den Europäischen Gerichtshof auf 350 Mio. Euro beziffert.

Zur Einordnung: Der Mutterkonzern Deutsche Post DHL Group macht seit 2016 zwei bis drei Milliarden Euro Gewinn – jährlich. Der Flughafen selbst macht jedoch seit 15 Jahren Millionenverluste aufgrund der Abschreibungen aus den Investitionen in  den 90er Jahren. Statt für den Staat also Gewinne zu erwirtschaften, werden immer wieder neue Investitionen von den Eigentümern getragen: Vor allem also von den steuerzahlenden Bürgerinnen und Bürger in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Leipzig und Schkeuditz.

Übersichtplan Flughafen Leipzig/Halle. Bildquelle: Lumu – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7009850

Passagiere und Flugbewegungen seit 1990

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24/7 Flugverkehr: Das DHL-Frachtkreuz Leipzig/Halle

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Quelle: Offizielle Flughaben-Webseite
mdf-ag.com

DHL Hub Leipzig aus der Vogelperspektive. Bildquelle: Martin Geisler, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6939350

Seit 2010 fliegt die DHL-Tochter European Air Transport Leipzig GmbH am Standort Leipzig. Mit 34 Flugzeugen gilt das Unternehmen als die größte Frachtfluggesellschaft Deutschlands. Der DHL-Hub Leipzig an der Südbahn des Flughafens ist eines von drei großen Frachtkreuzen des Logistikunternehmens DHL weltweit. Leipzig tritt damit die Nachfolge des Frachtkreuzes Brüssel an.

Bereits 2004 fiel die Entscheidung für den sächsischen Standort, da der Flughafen über eine 24-Stunden-Flugerlaubnis für Fracht verfügt. Dass das so bleibt, hat der Freistaat sogar mit 500 Mio. Garantie abgesichert – unzulässig, wie die Europäische Kommission 2008 urteilte.

Aufgrund des steigenden globalen Warenverkehrs durch den Internethandel hat sich der Frachtflugverkehr seit Gründung des Standorts enorm erhöht. Bereits vor der Pandemie im Jahr 2018 machten Frachtflüge über die Hälfte der Flugbewegungen aus. Bis 2032 sollen durch den Frachtverkehr 50 Prozent mehr Flugbewegungen stattfinden.

Mit aller Macht zum Ausbau des Frachtkreuzes

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Der enorme Zugewinn des Frachtflugverkehrs soll durch die Vorfelderweiterung im Bereich des DHL-Drehkreuzes an der Start- und Landebahn Süd abgefedert werden. Damit einher geht eine Steigerung der Flugzeugkapazität des Logistik-Unternehmens von derzeit 60 auf 96 Stellplätze. Um mehr Tonnen Fracht zu transportieren, sollen laut Unterlagen des Planfestellungsverfahrens größere Maschinen zum Einsatz kommen, die voraussichtlich mehr Lärm und Schadstoffe emittieren werden. Das Ausbauvorhaben wird durch die Betreibergesellschaft des Flughafens finanziert, die zu 100% in staatlicher Hand ist. Bis zu 500 Mio. Euro soll es kosten und durch Verkehrserlöse und Mieten von DHL refinanziert werden.

Der Ausbau wird bereits seit einigen Jahren vorangetrieben und schon 2018 lehnte der Stadtrat Leipzig das Vorhaben ab. Aufgehalten hat das jedoch niemanden. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) beispielsweise übergeht diesen Beschluss und befürwortet den Ausbau – auch in seiner Funktion als Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Flughafen AG, dem staatlichen Mutterkonzern der sächsischen Airports. Zu attraktiv scheint der Jobmotor Flughafen zu sein: Allein 2020 ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 7 Prozent auf knapp 11.000 gewachsen. Das bekannte Phänomen, dass die eigentliche Wertschöpfung damit noch stärker globalisiert und vor Ort nur noch „verteilt“ wird, scheint dabei nicht berücksichtigt zu werden. Genauso wenig scheint zu interessieren, welche Folgen der Ausbau für die Gesundheit der Menschen sowie die Umwelt vor Ort und das Klima weltweit hat.

Bauauswirkungen in Zahlen
(ohne Flug­bewegungen)

0
m² Flächenversiegelung
0
Tonnen Sand, Kies und Zementbeton
0
Tonnen CO₂ Äquivalent für den Zement

Fluglärm in Leipzig und Umgebung: Mehr als 70 dB auf die Ohren

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Flugbewegungen im Jahr 2020 an einem Beispielstandort

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Beispiel: In der Kernnacht zwischen 23 und 5 Uhr wurden am Standort Schkeuditz-Hayna im Jahr 2020 1.352 Überflüge registriert

Heute sind rund 1,5 Mio. Menschen durch den Flughafen Leipzig/Halle von Fluglärm und Schadstoffen betroffen. Rund 240.000 Anwohnerinnen und Anwohner leiden direkt unter dem nächtlichen Frachtflugverkehr, 150.000 insbesondere unter der Südbahn. Bislang haben durch den Flughafen jedoch weniger als 10 Prozent der Betroffenen (23.000) Lärmschutzfenster erhalten

Der Leipziger Flughafen ist der letzte, der nur den Passagierflugverkehr in der Nacht einschränkt. Zwischen 23 und 5 Uhr starten und landen hier über 160 Maschinen, wie der MDR im Februar 2021 dokumentierte. An fünf Messstationen in Sachsen und sechs in Sachsen-Anhalt wird der Lärm öffentlich einsichtig gemessen. Lärmspitzen, auch nachts, über 70 Dezibel sind keine Seltenheit. Zum Vergleich: Das ist die Lautstärke eines Staubsaugers in einem Meter Entfernung. Die WHO empfiehlt dagegen die Lärmbelastung durch Flugverkehr auf 45 Dezibel am Tag und 40 Dezibel in der Nacht zu reduzieren, da ansonsten mit gesundheitsschädigenden Auswirkungen gerechnet werden muss.

Im Rahmen der Sanierung der Start- und Landebahn Süd hat der Flughafen ca. 15.000 Haushalte mit Schallschutzmaßnahmen ausgestattet, Kostenpunkt 46 Mio. Euro. Zusammen mit weiteren Maßnahmen wie dem Bau einer Triebwerksprobelaufhalle, Lärmschutzwänden und der Anpflanzung eines Schutzwaldes hat der Flughafen rund 142 Mio. Euro in den aktiven und passiven Lärmschutz bis 2016 investiert. Zwischen 2016 und 2019 sind die Flugbewegungen jedoch um weitere 22 Prozent gestiegen. Zuständig ist dafür auch die Fluglärmkomission: Dieses Gremium tagt bis heute unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ein Protokoll der Sitzung wird maximal in Form eines Ergebnisprotokoll veröffentlicht. Ihre Hauptaufgabe scheint lange Zeit das Ablehnen von Vorschlägen zur Verbesserung des Lärmschutzes gewesen zu sein. Durch diese Intransparenz kann nicht festgestellt werden wer wie und warum gehandelt hat.

Flugbewegungen in einer typischen Nacht im April 2021

Typischer Flugverkehr in einer Nacht im April 2021. Quelle: Deutsche Flugsicherung.

Fluglärm schädigt die Gesundheit

Starts und Landungen pro Nacht

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ab 2032 Prognose laut Planung des Flughafens selbst

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Beispielhafter Mitschnitt einer Fluglärmmessstation

Laut WHO verursacht Verkehrslärm, insbesondere nächtlicher Fluglärm, einen doppelt so großen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schaden in Europa wie Alkohol oder Rauchen – zusammen. 654.000 gesunde Lebensjahre werden durch Lärmbelastungsreaktionen genommen und sogar über 900.000 durch Schlafstörungen, berichtet der Fluglärmforscher Prof. Dr. med. Thomas Münzel in seinem Lärmmedizinischen Gutachten des Flughafens Leipzig/Halle. Allein in Deutschland sorgt Fluglärm für den Verlust von knapp 100.000 gesunden Lebensjahren. Die Europäische Kommission schätzt die sozialen Kosten von Lärm und Luftverschmutzung auf 1.000.000.000.000 Euro (eine Billion) jährlich.

53 Mio. Menschen in Europa sind von Flug-, Straßen- und Schienenverkehrslärm betroffen, davon 21 Mio. stark. An Schlafstörungen leiden über 21 Mio. Europäerinnen und Europäer, davon 14 Mio. stark, so schätzt es die Europäische Umweltagentur (EEA). Die Folgen sind 1,7 Mio. zusätzliche Fälle von Bluthochdruck, die zu schätzungsweise 18.000 mehr Toten in der EU führen. Der Tod kann dabei auch sehr plötzlich auftreten: In Zürich konnte der Zusammenhang zwischen einem Fluglärmereignis und dem akuten Herz-Kreislauf-Tod nur 2 Stunden später nachgewiesen werden.

Nächtlicher Fluglärm sorgt zudem für schlechten und kürzeren Schlaf. Selbst wenn die Betroffenen nicht erwachen, werden sie ständigem Stress ausgesetzt. Auch psychische Erkrankungen sind aufgrund von Fluglärm nachgewiesen worden, so zum Beispiel Depressionen oder Angststörungen. Auf Kinder hat Fluglärm ebenso einen nachweislich negativen Effekt, so konnten beispielsweise  Entwicklungsverzögerungen in der Lesekompetenz nachgewiesen werden. Ärztinnen und Ärzte in Deutschland fordern deshalb bereits seit Jahren eine generelle Nachtflugruhe zwischen 22 und 6 Uhr.

Das vollständige Lärmmedizinische Gutachten zum Flughafen Leipzig/Halle können Sie hier einsehen:

Eine einseitige Kurzzusammenfassung der Studie können sie hier herunterladen.

Im Gespräch mit Prof. Dr. med. Thomas Münzel

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Prof. Dr. med. Thomas Münzel fasst im Pressegespräch die wesentlichen Erkenntnisse seines Gutachtens zusammen

Der Flughafen belastet Umwelt und Klima

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Flugverkehr trägt derzeit fünf bis acht Prozent zur globalen Klimaerwärmung bei, so die offiziellen Zahlen des Umweltbundesamt. Ein Flug nach Mallorca verursacht dabei ungefähr so viel CO2 wie ein Durchschnitts-PKW in einem Quartal. Auch die ausgestoßenen Stickoxide und der Wasserdampf haben eine Klimawirkung. Gleichzeitig wächst die Flugbranche: Von 2010 bis 2019 gab es weltweit 67 Prozent mehr Passagierbewegungen.

Dabei verdeutlicht Fliegen soziale Ungerechtigkeit: 80 Prozent der Weltbevölkerung saß noch nie in einem Flugzeug. Der Großteil der Emissionen wird von wenigen Vielfliegenden verursacht. Die härtesten Auswirkungen dieses Verhaltens wird der globale Süden spüren – in Form von Dürren, Überschwemmungen und anderen Umweltveränderungen.

Doch es geht trotzdem höher, schneller, weiter: 2050 soll weltweit knapp viermal so viel Kerosin verbraucht werden wie 2015. Bei den Pariser Klimazielen und auch bei anderen internationalen Verträgen ist der Flugverkehr weitestgehend ausgenommen. Flughäfen sind auch ein starker Verursacher von sog. Ultra-Feinstaub, wie Spiegel Online im März 2021 berichtete. Ultrafeinstaub ist 25- bis 100-mal kleiner als Feinstaub. Er kann deshalb besonders tief in die Lunge und sogar ins Blut eindringen. Die genauen Auswirkungen auf Mensch, Tierwelt und das Klima sind jedoch noch offen.

CO2-Emissionen (t/Jahr) durch den Flughafen Leipzig/Halle

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Klimaaktivistin Elli spricht über die Zusammenhänge des Flughafens mit den Pariser Klimazielen

CO2-Ausstoß pro Start/Landung des Flughafens Leipzig/Halle

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In Sachsen entfallen 25% der CO2-Emissionen im Verkehrssektor auf den Luftverkehr. Hauptverursacher ist der Flughafen Leipzig-Halle. Er gilt deutschlandweit als der schmutzigste Flughafen überhaupt, bezogen auf den CO2-Ausstoß, und liegt damit noch vor dem Großflughafen Frankfurt. 1,77 Tonnen CO2 gelangen pro Start oder Landung in die Atmosphäre.

Ungeachtet der Einflüsse des Flughafens auf die Atmosphäre vor Ort und weltweit sind auch lokale Veränderungen zu bemerken: Die Versiegelung der Flughafenflächen sorgen für mehr Überschwemmungen im tiefer liegenden Schkeuditz. Ölfilmablagerungen finden sich insbesondere auf Regentonnen von Gärten nahe des Flughafens. Der Anstieg an Frachtflugbewegungen führt zu einem Anstieg im LKW-Verkehr auf den Straßen, was wiederum bodennah für zusätzliche Abgas- und Feinstaubbelastung sorgt.

Ein Dorf muss weichen

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Ortsansässige streiten seit Jahren nicht gegen den Flughafen, sondern für ein verträgliches Miteinander, in dem ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Doch der Flughafen und der Freistaat liesen sich nicht aufhalten: Bereits Anfang der 2000er Jahre wurde klar, dass ein ganzes Dorf für das Wachstum des Airports weichen muss.

Der 200-Seelen-Ort Kursdorf liegt bei dem Neubau der Start- und Landebahn Süd quasi mitten im Flughafen. Der Ortsvorsteher schwört die Einwohnerschaft auf einen Umzug ein: Der Flughafen kauft die „alten“ Grundstücke auf und es entsteht eine neue Siedlung im nahegelegenen Schkeuditz, heute Neu-Kursdorf genannt.

Die Folgen: Angesiedelte Unternehmen wie eine Gärtnerei müssen um ihr Überleben kämpfen, weil der Flughafen zunächst nur die Umsiedelung des Wohnhauses, nicht aber der Gartenhäuser bezahlen will. Ältere Menschen, die ihr Leben in dem Örtchen verbracht haben, werden entwurzelt. Besonders pikant: Nach dem erfolgreichen Umzug wird der ehemalige Ortsvorsteher Chef der Fluglärmkommission.

Eines der wenigen Häuser, das heute noch in Kursdorf steht, ist die Kirche. Jährlich versammeln sich hier die Kursdorfer, auch über 10 Jahre nach ihrer Entwurzelung bilden sie noch eine Gemeinschaft. Es ist wohl das letzte Lebenszeichen, das von dem Ort übrig bleiben wird.

Was von Kursdorf übrig blieb

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Aktivistin Elli darüber, was wir aus dem Umgang mit Kursdorf lernen sollten

Protest vor Ort

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Video der Demonstration zur Übergabe der Einwände zum Plan­feststellungs­verfahren

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Kritik an den Ausbauplänen, der Lärmbelastung und den Umweltschäden gibt es seit Jahren nicht nur durch die Partei BÜNDNIS’90/DIE GRÜNEN, sondern auch durch Klimaaktivistinnen und -aktivisten von Fridays for Future, Am Boden Bleiben und regionale Bürgerinitiativen. Statt einer Senkung der Emissionen ist mit dem Ausbau von DHL am Flughafen ein Zuwachs zu erwarten. Eine Umweltbetrachtung seines Bauvorhabens blieb der Flughafen jedoch bislang schuldig.

Dabei drängt die Zeit: Nach Berechnungen des Bündnisses Leipzig fürs Klima! wird das Treibhausgasbudget der Stadt Leipzig bereits 2026 erschöpft sein.

Bereits seit über 10 Jahren engagieren sich Fluglärmbetroffene aus Leipzig gegen die sogenannte Südabkurvung. Dieses Flugmanöver rund um die Start- und Landebahn Süd sorgt insbesondere in den westlichen und südwestlichen Ortsteilen Leipzigs für eine immense Lautstärke. Offiziell sollte die nie geflogen werden, gemacht wird es trotzdem.

Eine Petition dagegen schaffte es bis in den Bundestag, wo sie von einem Parteienbündnis von CDU bis Linke unterstützt wurde. Allein geändert hat sich bis heute nichts: Die Südabkurvung und DHL sorgen weiter für Lärm, insbesondere in den Nachtzeiten, sehr zum Leidwesen der Anwohnenden, Aktivistinnen und Aktivisten.

Aktivistin Anna Kaleri über die Pariser Klimaziele

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Bürgeriniativen-Sprecher Matthias Zimmermann aus Lützschena-Stahmeln

Anwohnerin Andrea Künzel aus Schkeuditz

„Die Engagierten“

„David gegen Goliath“

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